Lawinenrucksack-Test 2024: Aktuelle Empfehlungen im Überblick
Letzte Aktualisierung am: 21. August 2024
Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten
Schutz vor Lawinenabgängen durch einen Lawinenrucksack
Besonders im Freeride-, Ski- und Skitourenbereich, aber auch auf Winterbegehungen, etwa mit Schneeschuhen im lawinengefährdeten Gebiet, ist das Thema Sicherheit omnipräsent. Bergsteiger versuchen fortlaufend, das Risiko des „Weißen Todes“ zu minimieren. Nicht immer gelingt dies.
Kommt es zum Ernstfall, kann ein guter Lawinenrucksack die Überlebenschancen deutlich verbessern. Denn im verschneiten Gebirge ist die Lawine neben den Witterungsverhältnissen Risiko Nummer 1 und kann selbst mit bester Vorbereitung und Erfahrung nicht ausgeschlossen werden.
Technisch funktioniert der Lawinenrucksack im Test wie in der Praxis ähnlich wie ein Auto-Airbag. Wird der Auslöseriemen betätigt, bläst sich der Airbag auf und sorgt im Idealfall dafür, dass der Träger auf der Lawine „schwimmt“, statt unter ihr begraben zu werden.
Die besten Lawinenrucksäcke aus dem Test im Überblick
Ergänzung zu LVS, Sonde und Schaufel
Als Ergänzung zu Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS-Gerät), Sonde und Schaufel kann der Lawinenrucksack ein echtes Plus an Sicherheit bedeuten. Er kann jedoch niemals mehr als eine Ergänzung sein. Der Umgang mit LVS-Gerät, Sonde und Schaufel muss erlernt und immer wieder geübt werden! Auch ein Skihelm gehört dazu.
Inhaltsverzeichnis:
Wie funktioniert ein Lawinenrucksack?
In der Regel kann ein Lawinenrucksack keinem vollumfänglichen Test zuhause unterzogen werden, denn die Kartusche, die den Airbag aufbläst, ist nach der Auslösung leer. Doch welches Prinzip nutzt der Rucksack bei einem Lawinenabgang?
Wird ein gemischt granulares Medium wie beispielsweise ein Müsli gerüttelt, fallen die kleineren Teile nach unten, während größere Partikel obenauf „schwimmen“. Diesen sogenannten Paranuss- oder Müsli-Effekt macht sich der Lawinenrucksack zunutze.
Der Airbag soll dafür sorgen, dass der Träger an der Lawinenoberfläche zum Liegen kommt, im Idealfall sogar noch für Teamkollegen oder Rettungskräfte sichtbar. Das erleichtert Bergungsmaßnahmen ungemein und macht somit das Überleben wahrscheinlicher.
Grenzen des Lawinenrucksacks
Auch wenn ein Lawinenrucksack im Test des Herstellers gute Ergebnisse erzielt, sollten Käufer sich immer Folgendes bewusst machen:
- Einen Lawinenrucksack zu kaufen, ist kein Allheilmittel!
- Es bedarf immer einer Ausbildung im Lawinenrisikomanagement (Hangbeurteilung, Einschätzung der Schneeverhältnisse etc.) und in der Anwendung der LVS-Grundausstattung, welche fortwährend geübt werden muss.
- Der Lawinenrucksack hilft nicht dabei, verschüttete Menschen auszugraben!
- Gesunder Menschenverstand und Eigenverantwortung sind am Berg unerlässlich.
Verschiedene Lawinenrucksäcke: Welche Systeme gibt es?
Gerade weil die meisten Systeme es nicht zulassen, den Lawinenrucksack einem vorherigen Test zu unterziehen, sollte sich mit den Vor- und Nachteilen der verschiedenen Airbags befasst werden.
- PAS/RAS: leicht, platzsparend im Rucksack; beim PAS-System zudem Schutz des Kopfes und Oberkörpers durch rechts und links aufgeblasene Airbags; wiederbefüllbare Gaskartuschen
- Alpride 2.0: zwei kleinere statt einer größeren Gaskartuschen, dadurch Transport im Flugzeug auch befüllt u. U. möglich;
- JetForce: Aufblasen des Airbags mittels akkubetriebener Turbine, dadurch beliebig oft auslösbar (Lawinenrucksack-Test zu Trainingszwecken möglich!), besonders großes Airbag-Volumen
- Reactor: besonders leicht, kleines Packmaß; getrennte Airbag-Kammern schützen bei einer Beschädigung vor Totalausfällen
- TwinBags: ebenfalls getrennte Airbags zum Schutz vor Funktionsverlust; größeres Airbag-Volumen als die meisten anderen Systeme
- P.Ride (ABS): besonders breite Airbags für eine vergrößerte Gesamtfläche; funkgesteuerte Auslösung auch von anderen Gruppenmitgliedern und der ganzen Gruppe zugleich möglich
- Avabag: geringes Gewicht und Packmaß; Lawinenrucksack-Test mit ausgeschraubter Kartusche möglich
Je nach Lizenznehmer oder Version können auch noch andere Varianten auf dem Markt sein. Lassen Sie sich ggf. im Fachhandel beraten! Preislich müssen meist einige hundert Euro aufgebracht werden. Einige günstigere Systeme sind jedoch auch erhältlich. Dann befindet sich der Lawinenrucksack im Preisvergleich aber immer noch im dreistelligen Bereich.
Unterschiede der verwendeten Kartuschen
Je nach Hersteller können sich auch die Gaskartuschen unterscheiden. Einige bieten ausschließlich teurere Karbonkartuschen an. Zudem sind die Kartuschen mancher Systeme entweder gar nicht oder nur durch den Hersteller bzw. entsprechende Händler wiederbefüllbar. Wer maximale Unabhängigkeit bevorzugt, achtet beim Lawinenrucksack-Test im Geschäft auf Kartuschen, die durch den Endverbraucher befüllt werden können.
Gewicht und Packmaß spielen gerade für Mehrtagestouren oder schwierige Begehungen eine große Rolle. Wer eines der gasbetriebenen Systeme favorisiert, kann zum Test einmal den Lawinenrucksack mit Kartuschen aus Karbon statt Stahl bestücken. Diese sind zwar teurer, dafür aber um einiges leichter.
Pflege und Wartung
Airbag-Systeme sind relativ wartungsarm. Folgendes sollte beachtet werden:
- Vor der Tour sollte der Airbag entfaltet und kontrolliert werden.
- Einmal im Jahr empfiehlt es sich, den Lawinenrucksack zum Test ohne Kartusche auszulösen.
- Verschmutzungen können mit lauwarmem Wasser beseitigt werden.
- Scharfe Reinigungsmittel sind tabu!
Die Lagerung erfolgt idealerweise an einem trockenen und kühlen Ort. Rucksack und Kartusche sollten separat aufbewahrt werden.